5. und vorerst letztes Athen Update

 

english version belowUnsere 6 Wochen in Athen sind nun leider vorbei und unsere Eindrücke vielfältig. Wir sind sehr viel Solidarität begegnet und haben die Realitäten gesehen, die diese Solidarität fundamental wichtig machen. Was uns ganz deutlich wurde, ist dass Menschen unter prekären Lebensbedingungen besonders hart von Krisen getroffen werden und das Corona da keine Ausnahme macht. Nachdem der griechische Sozialstaat erfolgreich zusammengespart wurde, sind die Auswirkungen in der Pandemie besonders zu spüren. Es hat uns überwältigt wieviele Bewohner*innen
Athens auf zivilgesellschaftliche Hilfe angewiesen sind. Wir haben von mindestens 8 aktiven Soliküchen in Athen erfahren, die jeweils 100- 2000 Essensportionen an Hungrige verteilen. Wir mussten, bei den Küchen in denen wir mitgearbeitet haben, öfter erleben, dass Leute weggeschickt wurden, weil es nichts mehr zu Essen gab und der Eindruck, dass es immer zu wenig ist, war stark. Wo schlafen all diese Menschen? Haben Sie genug zum Anziehen und Zudecken? Windeln, Seife, Spielzeug? Haben Sie Zugang zu medizinischer Versorgung? Haben Sie Papiere oder müssen sie zu alledem immer auf der Hut vor verständnislos agierenden Bürokraten und Schlägern des EU-Regimes sein?
Der Lockdown in Attica hat alle ohnehin schon katastrophalen Zustände nur noch verschlimmert. Für Menschen ohne Einkommen oder staatliche Grundversorgung geht es ums Überleben.

Die Genoss*innen in Athen haben uns aber auch noch einmal aufgezeigt, wie wichtig es ist, die Kämpfe gegen Faschismus und für das Recht auf Migration zu verknüpfen und wie wichtig der Austausch und die Solidarität mit den Betroffenen ist. Die griechische Linke geht uns mit gutem Beispiel voran und hat es an vielen Stellen geschafft, people on the move mitzudenken und sich mit ihnen zu verbünden. Die Schaffung von Wohnraum und die niederschwellig anknüpfbare Struktur von Soliküchen sind zentrale Elemente eines gemeinsamen Kampfes. Auch wenn der Staat
Vielen ein selbstbestimmtes Leben unmöglich macht, können trotzdem Räume
geschaffen werden, in denen alle Menschen ihr Leben aktiv mitgestalten und sich auf Augenhöhe begegnen können. In Athen diese wirklich diversen Zusammenschlüsse zu erleben hat sehr gut getan. Auch hier in Deutschland müssen people on the move zum Teil unter widrigsten Umständen ausharren oder werden in Abschiebegefängnissen ihrer elementarsten Rechte beraubt. Wir müssen es schaffen unsere Blockaden zu überwinden und auf Menschen zuzugehen, denn wir können
nicht frei sein, solange nicht alle frei sind!
Der 8. März in Griechenland, hat mit lila-bunter Wucht zum Ausdruck gebracht das Unterdrückung viele patriarchale Gesichter hat, die wir nur gemeinsam überwinden können:
„You cannot speak about feminism if we are not included. The system will not fall if the borders do not fall. Because sisterhood is the way. Smash the patriarchy, smash the borders!“
Zitat aus dem sehr lesenswerten Text der Woman in Solidarity House Lesvos WISH
https://www.transnational-strike.info/2021/03/05/you-cannot-speak-about-feminism-if-we-are-not-included-8th-march-the-tmc-speaks-from-moria/
In Athen fand zu diesem Anlass eine große, lautstarke Demo statt, bei der es auch einen großen „multinational bloc“ gab, zu dem unter anderem Solidarity with Migrants  aufgerufen hatte und bei dem viele Geflüchtete mitliefen. Im Camp Ritsona nördlich von Athen protestieren die Bewohner*innen außerdem aktuell für die Herausgabe ihrer Papiere.

Es vergeht leider kein Tag, an welchem die Festung Europa keine neuen Opfer fordert.
Der Eu-Türkei-Deal, der zu den desaströsen Züständen für Geflüchtete auf den griechischen Inseln geführt hat, trat vor 5 Jahren in Kraft.
Ein Jahr nachdem sich die faschistischen Kräfte Europas am türkisch, griechischen Grenzübergang am Fluss Evros versammelt haben und wahllos Geflüchtete und Journalist*innen angegriffen haben, wobei es mindestens zu 2 Toten kam, findet heute (20.3) eine große antirassisitische Demo in Athen statt. Es ist nur unsere Solidarität und unser gemeinschaftlicher Widerstand, die diese Zustände verändern können.
Gegen die faschistische Regierung von Mitsotakis und der „Neo Demokratia“ gewinnt dieser Widerstand ebenfalls an Stärke. Die Demonstrationen wurden in den letzten Wochen immer größer und kraftvoller und verbinden mehrere Themen.
Neben der Solidarisierung mit dem Hungerstreikenden Gefangenen Dimitris Koufontinas, der seinen Streik am 14. März, nach über 2 Monaten mit dieser Erklärung beendet hat* und den Studierenden Protesten gegen die Einführung von Polizeiwachen auf den Campussen, hat ein Fall von willkürlicher Polizeigewalt das Fass zum Überlaufen gebracht. 10 000de fanden sich trotz Lockdown und strikter Ausgangssperre auf den Straßen Athens und Thessalonikis ein und es kam zu heftigen
Auseinandersetzungen. Die Wut der von immer mehr Repression Betroffenen bricht sich Bahn. Wie tiefgreifend und schmerzlich die Einschnitte und Entwicklungen sind, lässt sich von uns nur erahnen. Nach Gesprächen mit lokalen Aktivist*innen, zeigt sich wie negativ sich alles durch die neue Regierung in nur eineinhalb Jahren verändert hat. Hierzu möchten wir euch den Film „Le Amour et la Revolution“ ans Herz legen.
https://www.youtube.com/watch?v=OuEOdSaQw_c
Der Film ist von 2018 und zeigt lokale anarchistische Strukturen, deren solidarische Projekte und Kämpfe. Dieser Film wurde vor dem Machtantritt der ND fertiggestellt und zeigt damit wie es vor 3 Jahren war. Viele der darin erwähnten Projekte wurden Ende 2019 geräumt. Es lohnt sich anschließend die Lektüre des „Ist-Zustands“ zu betrachten, zum Beispiel hier von einem Genossen erzählt:
https://de.crimethinc.com/2019/11/23/neue-demokratie-das-neue-gesicht-der-staatlichen-gewalt-in-griechenland-ein-ausblick-aus-exarchia-im-angesicht-des-sich-anbahnenden-showdowns
Das alles passt sich ein, in eine neoliberale Politik der Oligarchen, die mit immer mehr Einsparungen die Not der kleinen Leute ständig größer macht, während sie sich gleichzeitig durch massive Aufrüstung von Polizei und Grenzschutz zu Europas Flaggschiff der Grenzsicherung stilisiert und die eigene Bevölkerung versucht im Zaum zu halten.

Gegen diese riesengroße Gesamtscheiße können wir leider nur wenig ausrichten. Aber auch nur ein bisschen ist besser als nichts…

Um nochmal auf unsere letzen Tage in Athen zurück zu kommen wir haben den angekündigten Schweißworkshop übers Wochenende hinaus ausgedehnt. Er hat sich
sowohl bei professionellen Schweißer*innen, die in Athen noch keinen Zugang zu ihrem Metier haben, als auch bei völligen Anfänger*innen auf großer Beliebtheit erfreut. Das Ergebnis kann sich auch sehen lassen.
Ausserdem haben wir weiter unseren Topf blubbern lassen und fast täglich ca. 120 Portionen Essen am Viktoria Square verteilt. Wir haben auch nochmal 1000 Kekse gebacken und wo immer möglich die lokalen Solistrukturen unterstützt. Außerdem hat Team Leipzig die 2. Ladung Paletten mit Sachspenden fertiggepackt, die nun auf ihrem Weg zum Khora Freeshop sind. Wir werden sobald möglich noch weitere Paletten nach
Griechenland senden, nächstes Mal voraussichtlich nach Thessaloniki zur Gruppe „Stop War on Migrants“.

An dieser Stelle möchten wir uns noch herzlichst für eure Unterstützung bedanken! DAAAANKE!!!!
Danke für Alles, fürs Spenden, fürs Lesen und stille Supporten.

Corona hat alles nicht leichter gemacht, uns war es aber wichtig auch in der Pandemie zu versuchen Solidarität zu zeigen. Denn das Grenzregime macht leider keine Pause. Immer noch ertrinken Menschen im Mittelmeer, immer noch gibt es brutale Pushbacks, immer noch sind Tausende unter katastrophalen Zuständen eingesperrt und ihrer elementarsten Rechte beraubt…

Bitte informiert euch weiterhin über die Zustände in Europa und an den Grenzen, seid laut und werdet aktiv!
Es ist unser aller Welt und Zukunft. Und solange nicht alle frei sind, ist niemand frei!
Liebe Grüße eure Rollingcinemas

*https://enough-is-enough14.org/2021/03/14/erklaerung-von-dimitris-koufontinas-ich-bin-mit-herz-und-seele-bei-euch-unter-euch-dimitris-koufontinas-hat-heute-seinen-hungerstreik-beendet/#more-12537

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in english


Our 6 weeks in Athens are now unfortunately over and our impressions varied. We encountered a lot of solidarity and saw the realities that make this solidarity fundamentally important. What became very clear to us is that people in precarious living conditions are hit particularly hard by crises and that Corona is no exception. After the Greek welfare state was successfully cut together, the effects are particularly felt in the pandemic. We were overwhelmed by the number of residents of
Athens are dependent on civil society help. We learned of at least 8 active soup kitchens in Athens, each distributing 100-2000 portions of food to the hungry. In the kitchens we worked in, we often saw people being turned away because there was no food left, and the impression that there was always too little was strong. Where do all these people sleep? Do you have enough to dress and cover them? Diapers, soap, toys? Do you have access to medical care? Do you have papers, or on top of all that, do they always have to be on guard against uncomprehending bureaucrats and thugs of the EU regime?
The lockdown in Attica has only worsened all the already disastrous conditions. For people without income or basic state services, it is a matter of survival.

But the comrades in Athens have also shown us once again how important it is to link the struggles against fascism and for the right to migration and how important the exchange and solidarity with those affected is. The Greek left is leading us by example and has managed in many places to think along with people on the move and to ally with them. The creation of housing and the low-threshold structure of solikitchen are central elements of a common struggle. Even if the state
makes a self-determined life impossible for many people, spaces can still be created in which all
can be created in which all people can actively shape their lives and meet at eye level. Experiencing these truly diverse associations in Athens did a lot of good. Here in Germany, too, people on the move sometimes have to endure the most adverse conditions or are deprived of their most basic rights in deportation prisons. We have to overcome our blockades and reach out to people, because we cannot be free as long as not everyone is free!
The 8th of March in Greece has expressed with purple and colorful force that oppression has many patriarchal faces, which we can only overcome together:
„You cannot speak about feminism if we are not included. The system will not fall if the borders do not fall. Because sisterhood is the way. Smash the patriarchy, smash the borders!“
Quote from the very readable text of the Woman in Solidarity House Lesvos WISH

You Cannot Speak about Feminism if We are not Included. 8th March: the TMC Speaks from Moria


In Athens, a large, loud demo took place on this occasion, which also included a large „multinational bloc“ called for by Solidarity with Migrants, among others, and which was joined by many refugees. In the Ritsona camp north of Athens, the residents are currently protesting for the release of their papers.

Unfortunately, not a day goes by in which Fortress Europe does not claim new victims.
The Eu-Turkey deal, which led to the disastrous conditions for refugees on the Greek islands, came into force 5 years ago.
One year after the fascist forces of Europe gathered at the Turkish-Greek border crossing at the river Evros and indiscriminately attacked refugees and journalists, leaving at least 2 dead, today (20.3) a big anti-racist demonstration is taking place in Athens. It is only our solidarity and community resistance that can change these conditions.
Against the fascist government of Mitsotakis and the „Neo Demokratia“ this resistance is also gaining strength. The demonstrations have become larger and more powerful in recent weeks, combining several themes.
In addition to solidarity with hunger-striking prisoner Dimitris Koufontinas, who ended his strike on March 14, after more than 2 months with this statement* and student protests against the introduction of police guards on campuses, a case of arbitrary police violence has been the straw that broke the camel’s back. 10,000s of people turned out on the streets of Athens and Thessaloniki despite the lockdown and strict curfew, and violent
clashes broke out. The anger of those affected by more and more repression broke out. We can only guess how profound and painful the cuts and developments are. After talking to local activists, we can see how negatively the new government has changed everything in just one and a half years. We would like to recommend the film „Le Amour et la Revolution“ to you.

The film is from 2018 and shows local anarchist structures, their solidarity projects and struggles. This film was finished before ND came to power and thus shows how it was 3 years ago. Many of the projects mentioned in it were evicted at the end of 2019. It is worth looking at the reading of the „actual state“ afterwards, for example told here by a comrade:
https://de.crimethinc.com/2019/11/23/neue-demokratie-das-neue-gesicht-der-staatlichen-gewalt-in-griechenland-ein-ausblick-aus-exarchia-im-angesicht-des-sich-anbahnenden-showdowns
All this fits in, in a neoliberal policy of the oligarchs, which constantly increases the hardship of the little people with more and more savings, while at the same time stylizing itself as Europe’s flagship of border security by massively arming the police and border guards and trying to keep its own population in check.

Unfortunately, we can only do a little against this huge overall shit. But even a little is better than nothing…

To come back to our last days in Athens we have extended the announced welding workshop over the weekend. It has proved to be both professional welders, who do not have access to their profession in Athens yet, and complete beginners. The result is also impressive.

We also kept our pot bubbling and distributed about 120 servings of food almost daily in Victoria Square. We also baked another 1000 cookies and supported local solo structures wherever possible. Team Leipzig also finished packing the 2nd load of pallets with donations in kind, which are now on their way to the Khora Freeshop. We will send more pallets to Greece as soon as possible
Greece, next time probably to Thessaloniki to the group „Stop War on Migrants“.

We would like to take this opportunity to thank you for your support! DAAAANKE!!!!
Thank you for everything, for donating, for reading and silently supporting.

Corona did not make things easier, but it was important for us to try to show solidarity even during the pandemic. Because the border regime unfortunately does not take a break. People are still drowning in the Mediterranean, there are still brutal pushbacks, thousands are still imprisoned under catastrophic conditions and deprived of their most basic rights…

Please continue to inform yourselves about the conditions in Europe and at the borders, be loud and become active!
It is the world and future of all of us. And as long as not all are free, nobody is free!
Greetings your Rollingcinemas

*https://enough-is-enough14.org/2021/03/14/erklaerung-von-dimitris-koufontinas-ich-bin-mit-herz-und-seele-bei-euch-unter-euch-dimitris-koufontinas-hat-heute-seinen-hungerstreik-beendet/#more-12537

4. Athen Update

english version below

Wir sind nun seit über einem Monat in Athen und nachdem wir Anfangs noch Probleme hatten uns bestmöglich in die vorhandenen solidarischen Strukturen einzubringen, haben wir plötzlich alle Hände voll zu tun.

In der letzten Woche kamen hunderte Geflüchtete in Athens Straßen an, ohne jedweden Zugang zu grundlegender Versorgung. Ein staatliches Unterbringungsprogramm „Filoxenia“, das rund 7000 besonders bedürftige Personen von den griechischen Inseln, in den letzten 15 Monaten auf dem Festland in Hotels untergebracht hat, wurde ohne weiterführende Lösungen zum 1.März gestoppt.

Bild von solidarity with migrants

Der Victoria Square, ein zentraler Platz in Athen, wurde wieder zum letzten Zufluchtsort für erneut gestrandete People on the Move, in diesem Fall mehrheitlich von Familien mit Kindern. Deswegen brodelt unser neuer Topf jetzt noch öfter und wir waren seit Sonntag mehrmals täglich mit Essen, Tee und Brownies vor Ort. Auch Khora hat diese Woche 2 mal extra Portionen gekocht, die wir auf dem Platz verteilen konnten, aber insgesamt fehlt es an Perspektive.

Bild von Solidarity with Migrants

 

Die Polizei räumt den Platz und versprengt die Menschen, die danach aus Mangel an alternativen wieder zurück kommen. Laut „Are You Syrious“ wurden Namenslisten der aus den Hotels geräumten Personen an die Campbetreiber*innen verteilt, damit diese ihnen den Zugang zu den Campstrukturen verweigern. Vor den Hotels und in den Camps kam es in den letzten Tagen zu Protesten von Geflüchteten.

Bild von solidarity with migrants

Die meisten der geräumten Personen sind in Griechenland anerkannte Flüchtlinge, warten allerdings auf ihre Papiere und fallen auch durch den anerkannten Asylstatus aus den Versorgungsstrukturen der „Notfallversorgung“  in den Camps. Sie sind in einer bürokratischen und humanitären Falle gefangen. Auf den Plätzen Athens sind sie ausserdem mafiösen und anderen kriminellen Stukturen ausgeliefert, welche ihre Notlage ausnutzen.

https://medium.com/are-you-syrious/ays-weekend-digest-27-28-2-2021-people-left-on-the-streets-as-filoxenia-shuts-down-48ee8747308

Auch im Hafen von Piräus, wo hunderte Obdachlose übernachten, haben wir in der letzten Woche Essen verteilt und dabei nur einmal mehr festgestellt, wie viele Menschen hier in katastrophale Lebensverhältnisse gezwungen sind. Trotz der enormen Solidarität von lokalen SoliKüchen, scheint es schier nicht möglich alle Bedürftigen auf den Straßen Athens ausreichend mit Essen zu versorgen.

Wir haben auch noch eine große Ladung Kleidung und Hygieneartikel zu einem Camp ausserhalb Athens gebracht. Durch persönliche Kontakte wussten wir von den dringenden Bedarfen der Bewohner*innen und konnten helfen. Nächstes Wochenede findet auch endlich der angekündigte Schweißworkshop bei Khora statt. Material und Werkzeug sind besorgt und dann kann Samstag und Sonntag mit 2- 3 Kleingrüppchen losgebrutzelt werden.

Seit letzten Samstag gibt es jeden Tag immer größere und kraftvollere Demonstrationen in Solidarität mit dem Hungerstreikenden Dimitris Koufontinas. Ca 5000 Menschen waren Gestern Abend in Athen auf der Straße. Am kommenden Samstag, den 6.3. wird zu einem neuen internationalen Aktionstag in Solidarität mit Dimitris Koufontinas aufgerufen.

mehr Infos findet ihr hier:
https://enough-is-enough14.org/2021/03/04/samstag-den-6-maerz-2021-aufruf-zum-zweiten-internationalen-tag-der-solidaritaet-mit-dem-hungerstreik-von-dimitris-koufontinas/

Und was sonst noch so war die Woche: die Ermittlungen gegen unsere Freund*innen aus der Seenotrettung, der Crew der Juventa sind nun offiziell für abgeschlossen erklärt. Nach über 3 Jahren des Bangens und Wartens und in denen das für die Seenotrettung perfekt ausgestattete Schiff Juventa an der Kette lag, wird nun mit den gleichen haltlosen Vorwürfen der Prozess eröffnet. Unsere Freund*innen werden wegen Menschenschmuggels und der Beihilfe zur illegalen Migration angeklagt, dafür dass sie über 14,000 Menschen zwischen 2016 und 2017 im Mittlemeer aus Seenot gerettet haben. Ihnen wird mit bis zu 20 Jahren Haft gedroht.

Mehr Infos zu dem Fall findet ihr unter: https://iuventa10.org/PressReleaseClosingInvestigation.pdf

Und wir wollen euch die neu erschienene Broschüre des Dunyakollektivs ans Herz legen:  „no more morias – Lesbos und die europäische Abschottungspolitik“
Der analytische Bericht fasst gesammelte Erfahrungen und monatelange Vor Ort Recherchen zusammen und setzt sie in einen politischen Kontext.

https://www.saechsischer-fluechtlingsrat.de/de/2021/02/25/no-more-morias/


in english

We have been in Athens for over a month now and after having problems in the beginning to get involved in the existing solidarity structures in the best possible way, we suddenly are very busy.

In the last week, hundreds of refugees arrived in the streets of Athens, without anyaccess to basic services. A government accommodation program „Filoxenia“, which has housed some 7000 most vulnerable people from the Greek islands, in hotels on the mainland over the last 15 months, was stopped without any further solutions as of March 1.

The Victoria Square, a central square in Athens, became again the last refuge for again stranded People on the Move, thereby majority families with children. That’s why our new pot is bubbling even more often now and since Sunday we have been there several times a day with food, tea and brownies. Khora also cooked extra portions 2 times this week that we were able to distribute on the square, but overall there is a lack of perspective. The police clear the square and scatter the people, who come back after all for lack of alternative. According to „Are You Syrious“, lists of names of the people evicted from the hotels were distributed to the camp operators so that they would deny them access to the camp structures.

camp structures. There have been protests by refugees in front of the hotels and in the camps in recent days. Most of the evicted people are recognized refugees in Greece, but they are waiting for their papers and also fall out of the care structures of the „emergency care“ in the camps because of the recognized asylum status. They are caught in a bureaucratic and humanitarian trap. In the squares of Athens, they are also at the mercy of mafia and other criminal structures that exploit their plight.

https://medium.com/are-you-syrious/ays-weekend-digest-27-28-2-2021-people-left-on-the-streets-as-filoxenia-shuts-down-48ee8747308

We also distributed food in the port of Piraeus, where hundreds of homeless people spend the night, only to realize once again how many people here are forced into catastrophic living conditions. Despite the enormous solidarity of local SoliKüchen, it seems almost impossible to provide all the needy on the streets of Athens with enough food.

We also took a large load of clothing and hygiene items to a camp outside Athens. Through personal contacts we knew about the urgent needs of the residents and were able to help. Next weekend the announced welding workshop will finally take place at Khora. Material and tools have been procured and then we can sizzle away on Saturday and Sunday with 2 – 3 small groups.

Since last Saturday, every day there are larger and more powerful demonstrations in solidarity with the hunger striker Dimitris Koufontinas. About 5000 people were on the streets of Athens last night. Next Saturday, 6.3. a new international day of action in solidarity with Dimitris Koufontinas

is called. more info can be found here:

https://enough-is-enough14.org/2021/03/04/samstag-den-6-maerz-2021-aufruf-zum-zweiten-internationalen-tag-der-solidaritaet-mit-dem-hungerstreik-von-dimitris-koufontinas/

*And what else happened this week:* the investigations against our friends from the sea rescue, the crew of the Juventa are now officially declared closed. After more than 3 years of waiting and waiting and during which the ship Juventa, perfectly equipped for sea rescue, lay on the chain, the trial is now opened with the same baseless accusations. Our friends are charged with human smuggling and aiding and abetting illegal migration, for having rescued over 14,000 people from distress in the Mediterranean Sea between 2016 and 2017. They face up to 20 years in prison.

More info on the case can be found at:

https://iuventa10.org/PressReleaseClosingInvestigation.pdf

And we want to recommend you the newly published brochure of the Dunya Collective:

„no more morias – Lesbos and the European foreclosure policy“.

The analytical report summarizes collected experiences and months of on-site research and puts them into a political context.

Lesbos Broschüre „no more morias – Lesbos und die europäische Abschottungspolitik“

 

3. Athen Update

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english version below
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Mit dem 4. negativen Corona Test starten wir ins 3. Update aus Athen.

Die politischen Ereignisse überschlagen sich und es gibt fast jeden Tag zumindest den Versuch einer Demo in Solidarität mit dem Hungerstreikenden Dimitris Koufontinas. (meistens wird mit der Ersten Parole, der Protest von einem übertrieben Polizeiaufgebot im Keim erstickt) Koufontinas ist seit dem 8. Januar im Hungerstreik und seit dieser Woche im Durststreik seit dem 23. Februar wird er Zwangsernährt, was laut Genfer Konvention Folter ist. Ausserdem wurde erst auf massiven öffentlichen Druck hin, der Direktor des Nationaltheaters am 20. Februar wegen mehrfacher Anschuldigungen der Vergewaltigung, Pädophilie und des Kindesmissbrauchs verhaftet.¹ Dazu kommen die Studentinnen Proteste, die heute wieder mit mehreren tausend Menschen auf der Straße waren und die gegen die Corona Maßnahmen, was insgesamt zu einer explosiven Gemengelage führt.

Zwischendrin grooven wir, mit unserer mittlerweile nur noch sieben Personen zählenden Crew hier zwischen unseren verschiedenen Projekten und Todos. Delivery bei Khora, Kochen für Khora, Kochen mit Khora, Verpacken bei Aollosandropos, dem kochenden Fußballclub Gemüse bringen, Brownies backen und verteilen und den verschiedenen spontanen Bauprojekten. Neu dazu kam in der letzten Woche unser neuer großer Edelstahltopf und ein bisschen Lagerlogistik im Umsonstladen von Khora, der leider immer noch wegen des verschärften Lockdowns geschlossen ist. Trotzdem werden dort jede Menge Waren bewegt und warten auf Verteilung. Was bisher unerwähnt blieb, ist unsere mittlerweile zweite Palette, die wir von Leipzig aus hier her schicken. Mit der ersten kamen Schuhe und Kleider und ein paar Hygiene Artikel und Spielzeug. Die 2. ist jetzt schon fast gefüllt und soll die nächsten Tage verschickt werden. Vor Allen Dingen Milchpuver gibt es hier nur zu horenden Preisen, ausserdem wieder Schuhe und Kleider und Dinge für Säuglinge.

Wenn eine*r gute Quellen für Milchpulver kennt freuen wir uns über Hinweise und Spenden. Heute haben wir auch die VioMe Seife, die in deren Athener Lager angekommen ist abgeholt und in den Umsonstladen gebracht, damit sie dann verteilt werden kann sobald der Laden wieder öffnet. VioMe hatte by the way letzte Woche sein 8 Jähriges Jubiläum. Das wahrscheinlich ruhigste seit der Besetzung der Fabrik.

Wenns gut läuft geben wir nächste Woche auch noch einen kleinen Schweißworkshop bei Khora, um den Maschendraht, der die Khora Aussenfläche schützt durch was Stabileres zu ersetzen.

¹ https://enough-is-enough14.org/2021/02/24/griechischer-horror-wie-ein-paedophilie-skandal-auf-epstein-niveau-in-zusammenhang-mit-dem-ersten-mal-in-der-griechischen-geschichte-stehen-koennte-dass-ein-politischer-gefangener-an-einem-hungerstr/

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in english
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With the 4th negative Corona test we start into the 3rd update from Athens.

The political events are overturning and there is almost every day at least the attempt of a demo in solidarity with the hunger striker Dimitris Koufontinas. Koufontinas has been on hunger strike since January 8 and since this week he has been on thirst strike since February 23 he is being force-fed, which is torture according to the Geneva Convention. Furthermore, it was only after massive public pressure that the director of the National Theater was arrested on February 20 on multiple charges of rape, pedophilia, and child abuse.¹ Add to this the student protests, which again today had several thousand people on the streets, and the anti-Corona measures, and the overall situation is explosive.

In between, we groove, with our crew now down to seven people here, between our various projects and todos. Delivery at Khora, cooking for Khora, cooking with Khora, packing at Aollosandropos, bringing vegetables to the cooking soccer club, baking and distributing brownies and the various spontaneous construction projects. New additions in the last week have been our new large stainless steel pot and a bit of warehouse logistics at Khora’s for free store, which unfortunately is still closed due to the tightened lockdown. Still, lots of goods are being moved there and waiting for distribution. What has gone unmentioned so far is our now second pallet that we send here from Leipzig. With the first one came shoes and clothes and a few hygiene items and toys. The 2nd pallet is now almost filled and will be shipped in the next few days. Especially milk powder which is available here only at horrendous prices, as well as shoes and clothes and things for babies.

If anyone here knows good sources for milk powder and diapers, we are happy about hints and donations. Today we also picked up the VioMe soap that arrived at their Athens warehouse and brought it to the free store to be distributed as soon as the store opens again. VioMe by the way had its 8th anniversary last week. Probably the quietest since the occupation of the factory.

If it goes well we will also give a small welding workshop at Khora next week to replace the wire mesh that protects the Khora exterior with something sturdier.

¹ https://enough-is-enough14.org/2021/02/24/griechischer-horror-wie-ein-paedophilie-skandal-auf-epstein-niveau-in-zusammenhang-mit-dem-ersten-mal-in-der-griechischen-geschichte-stehen-koennte-dass-ein-politischer-gefangener-an-einem-hungerstr/

2. Athen Update

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english version below
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Mittlerweile sind wir 8 Leute (und zum 3. mal negativ getestet:) und neben Zuckerbäckerei, um den Alltag ein wenig zu versüßen haben wir auch angefangen, die knapp 2000 Portionen der Allesandropou Küche ab und an mit unserem großen Topf und dem Brenner um knapp 100 Mahlzeiten von unserer Wohnung aus zu erweitern…
Ausserdem füllen wir Verteilschichten, bei der Khora Küche. Das ist eine Art Lieferservice für die Leute im erweiterten Viertel, die sich ihr Essen nicht abholen können. Wir haben diverse leckere Gerichte in der Khora Küche mitgekocht, was je nach Chefkoch*ender ganz unterschiedliche kulinarische und soziale Erlebnisse waren und ab kommenden Montag ergänzen wir in einer eigenen Nachmittags Koch Session die 600 Portionen der Khora Küche mit nochmal 150 Portionen um dem Bedarf vor Ort gerechter zu werden und die Kochenden von Khora zu entlasten. Wegen der neuen Lockdown Verschärfungen musste der Umsonstladen leider schließen.

Ankaa
Gestern haben wir auch das beeindruckende Ankaa Projekt in der Nähe des Eleona Camps besucht. Dort wird aktuell die neue mobile Bibliothek des http://echo-greece.org/ ausgebaut. Normalerweise (wenn es keine Coronabeschränkungen gibt) finden dort u.A. sechs wöchige Werkstattlehrgänge in verschiedensten Gewerken (Holz, Fahrrad, Nähen, Computer, Metall, Schmuck) statt. Diese richten sich vor allem an die Menschen im nahegelegenen Camp, sind aber auch offen für alle Anderen.
Außerdem gibt es mittlerweile vier Angestellte. Diese konnten auch während des Lockdowns weiter beschäftigt bleiben. Sie arbeiten im Näherei Bereich des Projektes, wo Produkte wie aktuell Corona Masken oder die aus Schlauchboot Resten hergestellten Produkte von Mimycri produziert werden. Unsere handwerklichen Fähigkeiten bringen wir heute beim Bibliotheksbusausbau ein und auch das Aufnahmestudio des Khora Soundlabs, wartet sehnlichst auf eine Schalldämmung.
Wie schon im letzten Update erwähnt, ist es umwerfend, wie viele Projekte seit dem Sommer der Hoffnung 2015 und der Grenzschließungen im Frühjahr 2016 entstanden sind. Sie werden unter anderem in unserem in Mache befindlichen Podcast im Fokus stehen und sind inspirierende Beispiele eines auf Solidarität und Kooperation basierenden globalen Handelns.

Schnee in Athen
Was seit dem letzten Update noch passiert ist, ist ein kurzer heftiger Wintereinbruch mit ordentlich Schnee, der u.A. das nördlich von Athen gelegene Geflüchteten Camp Malakassa für 24h von der Außenwelt abgeschnitten hat. Besonders dramatisch war, dass die heftigen Schneemassen die Stromversorgung des Camps lahmgelegt haben und dadurch auch kein Wasser lief. Über verschiedene Kanäle kamen Hilferufe der Bewohner*innen nach Athen. Wir sind dann, nachdem wir unser Auto wieder freigeschaufelt haben, mit einer Ladung voll Wasser dort hin gefahren. Vor Ort haben wir mit der Küche Foodkind Wasser und Essen verteilen können.
IOM die Internationale Organisation für Migration der europäischen Union, die das Camp betreibt haben die Menschen im Camp hingegen mit folgender Nachricht schockiert.: “Dear residents,
Due to bad weather and highway closures, none of the organizations can access the camp today. IOM team will be present at the site when the conditions will allow it. Please stay inside and safe!
Thank you“. Die ca. 3000 BewohnerInnen die im deutlich überfüllten Camp leben, wurden so letzten Dienstag und Mittwoch ohne Strom, Wasser und Essensversorgung alleingelassen. Zum Glück kam unseres Wissens durch diese Verantwortungslosigkeit niemand im Malakassa Camp ums Leben. Tod durch Erfrieren ist allerdings in den griechischen Lagern in den letzten Jahre leider keine Seltenheit.

Side Facts zur Allgemeinen Situation in Griechenland
Letzte Woche wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Stationierung von Polizei an den Griechischen Universitäten vorsieht.
Das ist im Kontext der griechischen Geschichte besonders brisant. Seit der griechischen Militärdiktatur in den 1970ern gab es ein UniversitätsAsyl, dass zwar auch schon 2019 von der Neuen Regierung abgeschafft wurde, was aber defakto noch bewirkt hat, dass Polizei wirklich nur im Falle schwerer Straftaten Zugang zu den Uni Campussen hatte. Jetzt soll die Polizei mit Wachen auf den Universitätsgeländen sein, was am letzten Donnerstag mit knapper Mehrheit im Parlament abgestimmt wurde. Letze Woche gab es deshalb, trotz Coronabedingtem Versammlungsverbot Große Landesweite Demos, die z.T. brutal von der Polizei angegriffen wurde. Auch heute wird es wieder Demos deswegen geben… die Stimmung in Athen ist angespannt. Mitsutakis und seiner Regierung wird der Vorwurf gemacht die Corona Maßnahmen zu nutzen um unbeliebte und Freiheitseinschränkende Maßnahmen zu manifestieren. Im Griechischen Haushaltsplan 2021 ist eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben um etwa 30 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro und eine Kürzung der Gesundheitsausgaben um 572 Millionen Euro vorgesehen. Schon letztes Jahr gab es hier die 2. höchste Polizist*innen pro Kopf Dichte in der EU und die wenigsten Krankenpfleger*innen.¹

¹Quelle: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/ueberall-polizei-nirgendwo-aerztinnen

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english version
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Meanwhile we are 8 people (and for the 3rd time tested negative:) and besides baking cakes and cookies to sweeten the everyday life a little we have also started to expand the almost 2000 servings of the Allesandropou kitchen from time to time with our big pot and the burner by almost 100 meals from our apartment….
We fill distribution shifts, at Khora Kitchen. This is a kind of delivery service for the people in the extended neighborhood who can’t pick up their food. We have cooked several delicious meals at the Khora Kitchen, which were very different culinary and social experiences depending on the chefs. Starting next Monday, we will add another 150 servings to the 600 servings of the Khora Kitchen in a separate afternoon cooking session to meet the local demand and to relieve the cooks of Khora. Due to the new lockdown tightening, the freeshop unfortunately had to close.
Ankaa
Yesterday we also visited the impressive Ankaa project near Eleona Camp. There, the new mobile library of the Echo Association is currently being expanded. Normally (when there are no corona restrictions) six-week workshop courses in various trades (wood, bicycle, sewing, computer, metal, jewelry) take place there. These are mainly aimed at the people in the nearby camp, but are also open to all others.
In addition, there are now four employees. They were able to stay employed during the lockdown. They work in the sewing area of the project, where products like currently Corona masks or the products of Mimycri, which are made out of leftover rubber dinghies, are produced. Today we are using our handicraft skills in the library bus extension and also the recording studio of the Khora Soundlab, is eagerly waiting for sound insulation.
As mentioned in the last update, it’s mind-blowing how many projects have been created since the Summer of Hope in 2015 and the border closures in Spring 2016. They will be the focus of our podcast in the making, among others, and are inspiring examples of global action based on solidarity and cooperation.
Snow in Athens
What else happened since the last update is a short heavy winter onset with decent snow, which among other things cut off the refugee camp Malakassa, located north of Athens, from the outside world for 24h. Particularly dramatic was that the heavy snow masses have paralyzed the power supply of the camp and thus no water ran. Calls for help from the residents came through various channels to Athens. After we had shoveled our car free again, we drove there with a load of water. On the spot we were able to distribute water and food with the kitchen Foodkind.
IOM, the International Organization for Migration of the European Union, which runs the camp, shocked the people in the camp with the following message: „Dear residents,
Due to bad weather and highway closures, none of the organizations can access the camp today. IOM team will be present at the site when the conditions will allow it. Please stay inside and safe!
Thank you“. The approximately 3000 residents living in the overcrowded camp were left without electricity, water and food last Tuesday and Wednesday. Fortunately, to our knowledge, no one died in the Malakassa camp as a result of this irresponsibility. However, death by freezing is not uncommon in the Greek camps in recent years.
Side Facts on the General Situation in Greece
Last week, a law was passed that provides for the stationing of police at Greek universities.
This is particularly explosive in the context of Greek history. Since the Greek military dictatorship in the 1970s, there was a university asylum, which was abolished by the new government in 2019, but which defacto still had the effect that police really only had access to the university campuses in the case of serious crimes. Now the police should be with guards on the university campuses, which was voted last Thursday with a narrow majority in Parliament. Last week there were therefore, despite Corona related ban on gatherings Large nationwide demos, which was partly brutally attacked by the police. Today there will be demos again… the mood in Athens is tense. Mitsutakis and his government are accused of using the Corona measures to manifest unpopular and freedom-restricting measures. The Greek budget for 2021 includes an increase in defense spending of about 30 percent to 5.4 billion euros and a cut in health spending of 572 million euros. Already last year, this country had the 2nd highest density of police officers per capita in the EU and the fewest nurses.¹

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https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/ueberall-polizei-nirgendwo-aerztinnen

die erste Woche Athen


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english version below
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seit einer Woche sind wir in Athen und dürfen nun offiziell die Wohnung verlassen. Unser Gesundheitszeugnis ist beantragt und wir haben unseren 2. negativen Coronatest in der Hand.
Die letzte Woche haben wir genutzt um uns ein Bild von der Lage vor Ort zu verschaffen und haben viele Projekte kontaktiert, die sich über Unterstützung freuen. Unsere erste Anlaufstelle Khora wird in den kommenden Wochen knapp 1000 Stücke Bio Seife von der selbstverwalteten Seifenfabrik Vio Me aus Thessaloniki dank eurer Hilfe, von uns bekommen. Auf dem Schichtplan des Umsonstladens sowie auf dem der Küche von Khora stehen quasi schon unsere Namen (heute und morgen bekommen wir die Einführungen und durch unsere Recherchen haben sich weitere Einsatzorte, wie die Küche Oallosanthropos ergeben. Die Situation auf den Straßen macht erst mal wider unserer Erwartung einen entspannten Eindruck, viele Geflüchtete, deren Asylprozedere abgeschlossen ist, und die im Herbst noch in den Straßen leben mussten wurden aus bzw. in der Stadt in Camps gebracht, wo sie zelten dürfen, aber sonst keinen offiziellen Versorgungszugang haben. Unter Anderen versorgt die NGO Projekt Elea mit Grundnahrungsmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs und stellen ihnen eine DIY Küche zur Verfügung. Ausserdem ist auch die Solidarität unter den Bewohner*innen groß, so dass zugeteilte Güter geteilt werden. Auch zu Projekt Elea, die im Innerathenischen Lager Eleonas, haben wir Kontakt aufgenommen wegen Unterstützung. Das Prozedere zur Registrierung als offizielle Freiwillige in einem staatlichen Camp schreckt uns allerdings noch ein bisschen ab. Die Vielfalt und Zahl der solidarischen Küchen und Strukturen ist überwältigend aber sie zeigt auch auf, wie groß der Bedarf ist. Erst Ende Januar, hat ein deutsches Oberverwaltungsgericht festgestellt, das Abschiebungen nach Griechenland unzulässig sind, selbst wenn die Betreffende Person dort bereits Asyl bekommen hat, da die soziale und wirtschaftliche Lage im Land unzumutbar ist. *
Wir haben Gestern auch unsere erste eigene Aktion gestartet und 600 vegane Schoko Kekse gebacken, die wir heute bei der seit 3 Wochen existierenden Küche des Antifa Fußballvereins Asteras in Exarchia verteilt haben.

Eins unserer Sideprojekte ist auch ein Radio Feature zu Solidaritäts- und Selbstverwalteten Geflüchteten solidarischen Strukturen in Athen.

*https://www1.wdr.de/nachrichten/abschiebung-fluechtlinge-griechenland-gestoppt-100.html

———– in english ———–
We have been in Athens since one week and we are now officially allowed to leave the apartment. We have applied for a health certificate and we have received our 2nd negative Corona test.
We used the last week to get a picture of the situation on the ground and contacted many projects that are happy to receive support. Our first contact point, Khora, will be receiving in the next weeks almost 1000 pieces of organic soap from the self-managed soap factory Vio Me in Thessaloniki, thanks to your help.
We have already signed ourselves up for shifts at the Free-Shop as well as on in the Khora kitchen (today and tomorrow we will get the introductory talk and have made new connections, such as the kitchen of Oallosanthropos).
Contrary to our expectations, we have the impression that the situation of the streets is fairly relaxed. Many refugees, whose asylum procedure has been completed and who still had to live in the streets, have been brought from or to camps in the city,
where they are allowed to camp, but otherwise have no official access to supplies.
Among other things, the NGO Project Elea provides them with basic food and daily necessities and provides them with a DIY kitchen.
In addition, the solidarity among the residents is also great, so that allocated goods are shared. We have also contacted Project Elea, located in the Eleonas Inner Athens camp, for support. However, the procedure
for registering as official volunteers in a state camp still scares us a bit.
The variety and number of solidarity kitchens and structures is overwhelming but it also shows how great the need is. Only at the end of January, a German Higher Administrative Court ruled that deportations to
Greece are inadmissible, even if the person concerned has already received asylum there, because the social and economic situation in the country is unreasonable. *
Yesterday we also started our first own action and baked 600 vegan chocolate cookies, which we distributed today at the kitchen of the Antifa soccer club Asteras in Exarchia, which has existed for 3 weeks.

One of our side projects is also a radio feature on solidarity and self-managed refugee solidarity structures in Athens.

*https://www1.wdr.de/nachrichten/abschiebung-fluechtlinge-griechenland-gestoppt-100.html

Projekt 2021

Die Rolling Cinema Crew wird im Frühjahr 2021 nach Athen fahren, dieses mal ohne Kino aber mit viel Wo*manpower und dem Ziel, der verheerenden Situation auf Athens Straßen unsere Solidarität entgegenzusetzen…
Vor Ort wollen wir mit der NGO Khora Athens zusammenarbeiten, die ca. 1000 Mahlzeiten und andere Dinge des täglichen Gebrauchs zu den Obdachlosen der Stadt bringt… Diese sind in vielen Fällen auch Geflüchtete, die aufgrund von Asylrechtsverschärfungen aus 2020 vermehrt aus dem Hilfesystems des Landes fallen und damit auf der Straße landen.

Wir wollen für ca. 2 Monate mit im Schnitt 6 Menschen vor Ort sein und mit anpacken, da Corona Bedingt auch viele Volunteers, die sonst mit anpacken ausgeblieben sind.

Dass wir Losziehen heißt aber nicht, dass wir die Pandemie nicht ernst nehmen. Wir kommen für unsere Unterkunft und Reise selbst auf. Für Schutzausrüstung, wie OP- und FFP2 Masken, Schnell- und PCR Tests vor der Reise, sind wir jedoch auf eure Unterstützung angewiesen.

Außerdem wollen wir vor Ort, wenn möglich, Hygiene- und Schutzartikel zu den Menschen auf der Straße bringen und dafür unter anderem mit Vio Me, der besetzten und selbstverwalteten Seifenfabrik in Thessaloniki, zusammenarbeiten.

Wir in Dölzig

Da wir mit Rolling Cinema, bedingt durch die Corona-Pandemie, in unserem Bewegungsradius etwas eingeschränkt sind, suchen wir auch nach Projekten im Inland bzw. rund um Leipzig, die wir unterstützen können. Im Sommer 2020 stießen wir auf eine Erstaufnahmeeinrichtung, betrieben vom Malteser Hilfsdienst, in der Nähe der Ortschaft Dölzig, 15 km westlich vom Stadtzentrum Leipzig entfernt. In Dieser Einrichtung leben circa 400 Menschen in ehemaligen Büroräumlichkeiten. Die Bewohner*innenschaft ist heterogen mit circa 20 unterschiedlichen Nationalitäten, alleinreisenden Männern und Frauen sowie Familien mit Kindern. Zwar gibt es in der Unterkunft einige Lern- und Beschäftigungsangebote, dennoch freuen sich die Bewohner*innen immer über Abwechslung, neue Herausforderungen und die Möglichkeit, etwas eigenmächtig oder gemeinsam zu gestalten. Gegenüber der Einrichtung befindet sich ein großer, meist ungenutzter Bolzplatz. Im Sommer und im Herbst bekamen wir die Möglichkeit diesen Platz für uns zu nutzen. Wir konnten dort unser Kinozelt, sowie ein paar andere Workshop-Stationen aufbauen. Da wir uns natürlich an die Hygienevorschriften halten wollten, blieb das Kinozelt an den Seiten offen. Somit gab es zwar keine Filme zu sehen aber der Siebdruck- sowie der Buchbindeworkshop konnten hier an ein paar Tagen stattfinden. Es gab auch noch ein paar neue Workshopideen: außerhalb des Zeltes konnten die Bewohner*innen einen Jonglage- und einen Grafittiworkshop besuchen. Auch der Linolschnittworkshop kam gut an. Momentan ist es natürlich schwierig, neue Veranstaltungen zu planen. Wir hoffen aber darauf, bald wieder regelmäßiger in Dölzig sein zu können und mit den Menschen vor Ort eine gute Zeit zu haben.

VAIOGHORI

Vaioghori is a camp 30 km outside of Thessaloniki, far away of any infrastucture a city has, like school, kindergarden, work and possibility for cheap food, clothes or other things.
This was sadly due to Covid 19 our last stop. We built up the tent but we could just do cinema and workshops(screenprinting and bookbinding) once.


After that we were forced by government and Covid 19 to stop our actions there. But we left a big amount of all our donations in form of clothes, tools like sewingmachine, welding machine, screwdriver and some handtools there. At this point BIG THANKS to all people who donated.

DIAWATA-Thessaloniki

In coooperation with ARSIS we made stencil.-, screenprinting.-, bookbinding.- and welding workshops with unaccompanied minors in the refugee camp of Diawata.

update about our current situation

First of all, we are sorry that we did not publish anything since weeks.

After Serres we have also been to Sindos, Diawata, Samos and Vaioghori.
We try to continue reporting these issues the following week.

The last spot where we put up the tent was Vaioghori. Sadly, we just could make cinema and workhops once before we were forced to put down the tent due to the coronna crisis.

After that, the bigger part of our crew was travelling home during the last to weeks.
We had a forced stay in romania due the closed borders of hungary.
After a lot of telefon calls and organizing stuff the german embassy in timisoara put us on a list, which made it possible to pass hungary yesterday. We could pass without leaving the highway. By now all people of „bigger part of the crew“ should be in their homecountries.

BUT there is still a small part of our group in greece, who was/is not able to cross any border, 2 days after the first group left greece.

WE KEEP YOU UPDATED